Bei der von-Willebrand-Erkrankung (VWE) handelt es sich um die häufigste erbliche Blutungsstörung überhaupt. Eine Verabreichung des rekombinanten von-Willebrand-Faktors (rVWF) hat sich hier als effektiv erwiesen. F. Peyvandi et al. haben am Beispiel von Patienten mit einer VWE schwerer Ausprägung, die für eine elektive Operation vorgesehen waren, die hämostatische Effektivität und Sicherheit des rVWF mit und ohne rekombinantem Faktor VIII (rFVIII) ermittelt.

Eingeschlossen in die prospektive, nicht kontrollierte, nicht randomisierte Phase-III-Studie waren Patienten mit einer schweren VWE. Die Datenerhebungen fanden an 14 Studienorten in 10 Ländern statt. Die Patienten erhielten vor dem operativen Eingriff 40–60IU kg−1 rVWF, die Messung der VWF-Ristocetin-Kofaktor-Aktivität erfolgte 12–24h davor. In dem Fall, dass die endogenen Ziellevels der FVIII-Aktivität 3h vor der Operation erreicht wurden, verabreichte das medizinische Personal 1 Stunde vor Operationsbeginn ausschließlich rVWF. Im negativen Fall erfolgte eine zusätzliche Gabe von rFVIII. Die Studienautoren ermittelten jeweils die intraoperative hämostatische Effektivität, die Gesamteffektivität und die Pharmakodynamik von rVWF sowie die Inzidenz unerwünschter Ereignisse.

Ergebnisse

15 Patienten waren Teil der Analyse. Sieben Patienten (46,7%) waren männlich und 8 (53,3%) weiblich. Das Medianalter betrug 40 Jahre (Spanne: 20–70 Jahre) und das Mediangewicht 73,5kg (Spanne: 52–127,2kg). Der mediane Body-Mass-Index (BMI) belief sich auf 25,6kg/m2 (Spanne: 17,1–38kg/m2). Bei 20% lag eine VWE des Typs 1 vor, bei 13,3% des Typs 2A, bei 6,7% des Typs 2B, bei 6,7% des Typs 2M und bei 53,3% des Typs 3. Zehn Patienten (66,7%) unterzogen sich einer größeren Operation, 4 Patienten (26,7%) kleineren Eingriffen und 1 Patient (6,7%) einer oralen Operation. Lediglich 1 Patient erhielt eine Thromboseprophylaxe. Die gesamte sowie intraoperative hämostatische Effektivität des rVWF waren exzellent (73,3 und 86,7%) oder gut (26,7 und 13,3%). In 89,4% aller Fälle wurde der rVWF allein gegeben. Dies hatte hämostatisch effektive Niveaus von endogenem FVIII innerhalb von 6h zur Folge (diese wurden für 72–96h aufrechterhalten). Sieben von 10 größeren Operationen (70%) wurden durchgeführt, ohne dass eine zusätzliche Verabreichung von rFVIII notwendig gewesen wäre. Die Studienautoren identifizierten bei 6 Patienten insgesamt 12 behandlungsbezogene unerwünschte Ereignisse. Bei 2 Patienten wurden schwerwiegende unerwünschte Ereignisse festgestellt. Schwere allergische Reaktionen oder inhibitorische Antikörper traten nicht zutage. Auch Sterbefälle waren nicht zu verzeichnen.

Fazit:

Im Rahmen der Studie wurde der rVWF von Studienteilnehmern mit schwerer VWE gut toleriert. Durch den Einsatz des Faktors gelang es, vor der elektiven Operation eine Hämostase bei den Patienten zu erreichen.

Quelle:

Autor Studienreferat: Dr. Frank Lichert, Weilburg